new
noize > musiktipps |
<< zurück
nächste seite >> |
cd-tipp von zellhofer
|
1-4-2005
|
kpunkt - rollen (2004)
virginia jetzt!, sportfreunde stiller, tocotronic, dump, heinz, dynamo99, madsen und und
und. die deutschsprachige indie/pop/punk/rockszene blüht, und seit 2002 versucht
auch die wiener band "kpunkt" am großen kuchen mitzunaschen. mit ihrem
debüt "rollen" dürften sich die vier mitglieder ein dickes stück
der torte sichern.
gegründet im märz 2002 von jan, james und july, im april mit daniel
vervollständigt, im juli erstmals live in der öffentlichkeit. traumkarriere
hingelegt: festivalgigs, einladungen seitens "größerer" acts zum
gemeinsamen auftreten, demoaufnahme und aufforderung, mehr daraus zu machen, albumaufnahme,
einladung zur tour (bratislava, prag, budapest), schließlich heuer der dritte platz
am protestsongcontest mit dem stück verweigerung und mitwirkung bei der
"alternative for asia"-veranstaltung und der daraus entstandenen single
don´t close your eyes, die zahlreiche österreichische indie-acts unter einem
hut vereint.
wer glaubt, hier einen ableger der eingangs erwähnten bands serviert zu bekommen,
irrt. zwar sind gewisse ähnlichkeiten nicht abzustreiten oder sogar beabsichtigt (ein
querverweis zu den sportfreuden auf der hp ist all zu auffällig), aber kpunkt drehen
die stile ihrer vorbilder einmal durch den fleischwolf und basteln aus den resten einen
eigenen sound, der (fast) konsequent durchgezogen wird und auf weiten strecken
eigenständig - und nicht als kopie - dasteht.
"rotzfreche refrains, mitreißende riffs, antreibende schlagzeugbeats und
melodien, die im ohr bleiben, sind die essenz dieser band", heißt es auf der
homepage. tatsächlich hören wir vorwiegend schnellen, druckvollen indie-rock, der
(nicht immer) mit punk-rock-elementen aufgepeppt wird, was eine lebhaft-frische mischung
ergibt. das hohe tempo wird durchgehalten - die ruhigen momente zwischen den indie-krachern
lassen sich an zwei fingern abzählen.
gesungen wird deutsch. reimen scheint der band größtes hobby zu sein - fast
durchgehend wird hier gereimt, was das zeug hält. nicht immer klingt das dann wohlfeil
- manchmal nervt es, manchmal holpert es. inhaltlich ist das ganze meist schwer zu
verstehen: die meisten texte sind von metaphern geprägt - wer nicht zur band oder dem
näheren umfeld gehört, hat viel raum, um sich aus textfetzen einen eigenen sinn
zurecht zu legen.
trotz einiger kleinerer schnitzer: respekt! gelungenes, hoch motiviert klingendes
debüt. einige der stücke (der club der besseren leute, kpunkt
reisen) haben das format, zum hit zu werden.
|
cd-tipp von zellhofer
|
21-2-2005
|
corkskrew - no ordinary maybe (2005)
weit weg, am rande europas, abgeschnitten vom rest der welt, umgeben von wasser: malta.
sonne, urlaub, baden, sprachferien. musik? ja, doch: corkskrew aus malta melden sich mit
ihrem zweiten album no ordinary maybe (2004) laut und krachend zu wort.
corkskrew gelten in ihrer heimat malta als shootingstars und exporthoffnung. allein von
ihrem ersten album micromania (2002) wurden sieben (!) stücke als single
ausgekoppelt oder als vorabboten des albums veröffentlicht, und alle (!) schafften
topplatzierungen in den heimischen charts. die band um frontfrau und sängerin
diane miscallef zählte 2002 zu den meistverkauften heimischen acts auf malta.
auch international gelang es corkskrew, aufmerksamkeit zu erregen. airplay seitens freier
und kommerzieller radiostationen, erwähnung in amerikanischen musikmagazinen,
veröffentlichung auf den samplern der österreichischen organisation band:union
verbunden mit einer österreich-tour und einem fm4-liveset, auftritte in paris und
in ihrer heimat als vorgruppe zu elton john, faithless oder kosheen zeugen von
internationaler beachtung.
das vor kurzem erschienene album no ordinary maybe wartet im vergleich zum
vorgänger mit einem radikalen stilwechsel auf. der disco-pop-stil (oder
"electronic pop-rock", wie es die band selbst bezeichnet) des erstlings
micromania wurde vollkommen aus dem programm gestrichen, das keyboard entsorgt.
verzerrte, raue gitarren dominieren, die band - deren motto nun "back-to-basics"
lautet - präsentiert ihre härtere, rauere seite. es geht um liebe, verlust,
unsicherheit und veränderung.
bedrohlich beginnt das werk: im langsamen und unterkühlten her noir bietet
corkskrew einen einblick in eine durch physische oder psychische gewalt dominierte
beziehung. in andeutungen (fears, tears, sick, slave,...) wird eine "beziehung"
zwischen mann und frau umrissen. "with whom you share your warm bedside, please don´t
take her for a long ride", bittet diane miscallef ihren imaginären ansprechpartner.
cool sunday, no ordinary maybe und dark circles sind geradlinige,
flotte (retro-orientierte) rock-nummern, die sich dem nach wie vor herrschenden
schweinerock-hype anschließen, aber dennoch als eigenständig - weil
nicht gar so impulsiv - betrachtet werden können.
innerhalb des "indie"-gitarrenspektrums zeigt sich die band durchaus
experimentierfreudig: insomniac ist eine punkorientierte, treibende, schnelle
nummer, manches (blind spot und i do, tear garden) präsentiert
sich langsam, aber durch stimme und vor allem refrain druckvoll. curves ist ein
nettes liedchen mit unbeschwerter melodie und gesang ohne verzerrungen. mit
like a rose wird auch die obligatorische traurige ballade gebracht. elbow
kommt eher experimentell, mit stampfendem bass und spoken word-elementen.
gelungenes, abwechslungsreiches album. eingefleischte fans dürfte der stilwechsel
überraschen.
die veröffentlichungstermine für malta, england und deutschland sind so gut
wie fix. bei uns wird es noch ein wenig dauern, aber bekommen wird man sie.
wer nicht warten will: e-mail an marketing@bandunion.at; cd kostet 14€ inkl. versand in österreich.
www.corkskrew.net
www.bandunion.at
|
cd-tipp von zellhofer
|
15-2-2005
|
chris and the other girls - demo
nachdem der sänger der südtiroler punk-combo "dressy vagabonds" seit
1998 mehrere alben aufgenommen hat und die band zuhause in die liga der local heroes
aufgestiegen ist, versucht sich christian pitschl heute als singer/songwriter.
es war der wunsch, all die im lauf der zeit selbst geschriebenen ruhigen stücke auch
spielen zu können, verbunden mit dem drang nach musikalischer freiheit, der christian
zu seinem soloprojekt bewegte. einige der songs, die er heute "alleine" darbringt,
spielte er schon bei konzerten der dressy vagabonds als zugabe solo. um sich
unabhängig von anderen verwirklichen zu können, macht christian nun alles alleine.
das "soloprojekt" orientiert sich an der singer/songwriter-tradition und bewegt
sich stilmäßig in richtung pop bzw. indiepoprock. die stücke sind durch
eine ruhige, satte stimme und melancholische melodien gekennzeichnet. ani difranco oder tom
waits gelten christian als große vorbilder, weitere einflüsse wie ben harper
oder the weakerthans fließen in seine stücke mit ein.
siebe stücke umfasst das demo, auf dem hauptsächlich christians gitarre und
variantenreiche stimme zum einsatz kommen. der opener let go ist das lebhafteste und
schnellste stück. gitarre und ein schlaginstrument (beide selbst eingespielt) sorgen
auf dem ansonst von melancholie geprägten demo für unbeschwertheit. eine sanfte
stimme sorgt dafür, dass es nicht allzu überschwänglich wird. in den
langsamen stücken with a smile und the new hope drückt eine dunkle,
starke stimme melancholie aus. bei i am the problem schwingt christians
punk-background deutlich mit. die gitarre klingt punkig-schnell - nur der strom fehlt. punk
unplugged. melancholie bleibt trotzdem. sometimes überzeugt mit ausdrucksstarker
klagender, heiserer stimme. einzig bei lonely - ebenfalls in traurigen tönen
gehalten - wird christian von einem schlagzeuger unterstützt.
live wird christian je nach wunsch von bis zu vier musikern unterstützt. das
drückt sich auch im namen aus: the other girls sind gastmusiker, die bei bedarf
zur unterstützung ausrücken. der nächste liveauftritt findet am 20. februar
2005 im flex statt - bei freiem eintritt!
hervorragendes debüt: einfühlsam, schön. für traurige und nachdenkliche
momente.
www.chrisandtheothergirls.com
www.coffeeandrecords.com
|
cd-tipp von peter marcel ionian
|
7-2-2005
|
peekaboo - seriously kidding (2004)
peekaboo haben ihre homebase in wien und wagten sich nach einigen demo-platten mit ihrem
ersten full-length album "seriously kidding" (2004, homebase records) in die
unterhaltungsindustrie...
was macht die lokale musikszene? ob in wien oder sonst irgendwo - sie versucht sich zu
organisieren und strebt danach groß zu werden.
dabei muss man musikszene als zusammenspiel verstehen, bei dem sich junge, aufstrebende
musiker und bands mit kreativen, aber auch lukrativen labels kurzschließen,
um sich im musikbusiness durchzusetzen. aber es kommt ja noch viel mehr dazu - man muss
erst mal die musiker für den kern der band zusammenkriegen, ein netzwerk zu anderen
bands und musikern aufbauen, immer wieder auf live-präsenz achten, also auch mit
veranstaltern und organisatoren auf "du" sein. dann braucht man lastwagenweise
neues equipment und einen gemütlichen proberaum. wenn es schlussendlich zu einer
produktion kommt, sollte man in einem professionellen studio aufnehmen, mit professionellen
produzenten den kompromiss zwischen breitentauglichkeit und authentizität
ausdiskutieren und natürlich auch gute (mastering-) techniker am start
haben. das alles ist jedoch nur die spitze des eisbergs.
es gehört natürlich noch viel mehr dazu...
peekaboo beweisen mit ihrem ersten full-length-album seriously kidding, dass sie
über die notwendigen schritte sehr genau bescheid wussten. nach einer bewegten
bandgeschichte und zwei offiziellen demoaufnahmen starteten sie die labelsuche. mit
christian kolonovits' homebase-records verwurzelten sie sich in wien und machten
sich an die arbeit. das werk wurde dann in der musikschmiede england von simon hevworth mit
dem mastering-feinschliff versehen und im juni 2004 im rahmen einer release party im wiener
b72 präsentiert.
wie auf dem album waren auch an diesem abend gäste dabei, die sich aktiv musikalisch
beteiligten, beispielsweise coshiva, ebenfalls bei homebase records, die auch auf dem album
einen song featured, tschutt von wa:rum und alex von echophonic. die erste single kommt mit
mitsingcharakter, gitarren mit resonanzkörper, sanften pianoklängen und dem
flächigen zerrgitarren-refrain i pretend an. radiotauglichkeit ist erreicht und
wird auch von fm4 honoriert. im herbst folgte dann die seriously kidding-tour. die
live-termine für dieses jahr solltest du auf der bandhomepage finden.
schon im frühjahr 2001 gegründet, erreichte die band in der heutigen besetzung:
paul neubauer (vocals, guitars, programming), francis lirsch (bass), herb pfeifer (keys,
programming), kurt b. richter (drums, programming) einen großen meilenstein ihrer
entwicklung. das debüt-album lässt kaum wünsche offen. mit gut gestaltetem
cover, einer professionellen produktion und dem passenden marketing sind peekaboo jetzt im
fachhandel, u.a. über media markt, saturn, virgin, libro wien sowie auf amazon
erhältlich.
sie selbst bezeichnen ihren stil als gitarrenlastigen indie-poprock. und sie verstehen es,
jedem einzelnen bestandteil dieser musikmischung das positive abzugewinnen und sich von den
schwächen zu distanzieren. der pop-einfluss ist die eingängigkeit, die arbeit mit
gewohnten und somit breitenwirksamen formaten. dem rock schreiben sie die kraft und ihre
flächigen zerrgitarren zu. gitarrenlastig und britisch-englisch geben sie sich der
unabhängigen trendwelle des indie-hypes hin. elektronische einschübe und effekte
werden nur dezent und bewusst platziert verwendet, zum drüberstreuen sozusagen. echte
musik ist das rohe kernstück, das dann mit köpfchen in form gebracht wird. die
stimme schafft immer wieder neue süß-saure melodien mit melancholischem unterton.
manchmal in anlehnung an bereits bekannte lines schaffen sie unverwechselbare songs, an die
man sich auch erinnert. mit taktierendem fuß, wackelndem hintern und
singalong-charakter sind sie als jugendlicher poprock-interpret auf dem richtigen weg. der
kompromiss von wortwörtlicher unabhängigkeit als indie-band und der
radiotauglichen breitenwirksamkeit einer pop-band ist immer eine gratwanderung. sie wagen
balancierend diesen akt und verlieren ihre authentizität nicht. obwohl sie sich als
sehr erwachsen präsentieren, sind sie professionell jung und die kommenden jahre
werden, vor allem in einer beständigen besetzung, dem stil und der ausrichtung von
peekaboo den letzten schliff verpassen.
mit den 13 songs und knapp 54 minuten spielzeit von seriously kidding haben sie
jedenfalls genügend grund geboten ein auge auf ihre entwicklung zu werfen.
www.peekaboo.at
fm4.orf.at/soundpark/p/peekaboo/main
www.homebase-records.com
weiterführende links:
www.coshiva.com
www.echophonic.com
go.to/warum
|
cd-tipps von zellhofer
|
31-1-2005
|
maximilian hecker - lady sleep (2005)
maximilian hecker ist hörerinnen als schmerzerfüllter kitschpoet bekannt. nun
erscheint das bereits dritte album des erst 27-jährigen. es trägt den titel
"lady sleep".
2001 brachte maximilian hecker sein grandioses debütalbum infinite love songs
heraus, eine cd voll mit modernem kitsch, zerbrechlichen songs und sanft gehauchtem
weltschmerz. hecker schmachtet schmalzig in hohen tonlagen dahin und zeigt kaum, dass er
auch mit "normaler" stimme zu singen vermag. die stücke sind dezent
instrumentiert, manchmal bloß mit einem klavier/keyboard, manchmal mit gitarre und
schlagzeug, selten mit zarten elektronischen beats unterlegt.
das nachfolgealbum "rose" schlägt in die gleiche kerbe, verliert aber im
gegensatz zum vorgänger ein wenig an reiz und außergewöhnlichkeit.
"normalität" schleicht sich ein, "richtige" songs - wie trauriges
aus dem radio eben klingt - erweitern maximilan heckers repertoire. neu dabei sind
schnelle, discotaugliche stücke.
nun erscheint sein drittes album "lady sleep". wie gewohnt bietet hecker mit
wenig aufwand große gefühlsmusik.
wie in den ersten beiden alben setzt er auf seine schmachtende stimme und dezente
instrumentierung - hauptsächlich kommen klavier/keyboard und/oder gitarre zum
einsatz; gastmusiker steuern manchmal noch violine, viole oder eine baritongitarre bei.
der pressetext vermittelt schon vorab eine idee der musik: "das album ist
konzentrierter, sicherer und selbstbewusster als die beiden vorgänger, die
sehnsucht zieht maximilan hecker nicht mehr in die tiefe." akustisch betrachtet
kämpft maximilan hecker nicht mehr gegen seinen weltschmerz an - er ergibt sich ihm.
die nach wie vor zerbrechlich klingenden und langsamen stücke haben die tragische
tiefe ihrer vorgänger verloren, der schmerz in heckers stimme ist verschwunden. die
stücke sind ruhig und unauffällig, bei einmaligem und unaufmerksamen
drüberhören läuft man gefahr, das gehörte als langweilig abzutun.
einen schimmer, wie der "alte" hecker geklungen hat, bekommen hörerinnen
bei dem bloß aus klaviermelodie und leisem streichinstrument bestehenden
"dying" - in dem die einzige aussage ein herzzerreißendes i‘m dying
ist - und bei yeah, eventually she goes, wo sich gehauchte klavieruntermalte
strophen und krachende refrains (e-gitarre, schlagzeug) ablösen.
klingt, als ob maximilan hecker einen langen kampf geführt und schließlich
aufgegeben hat. übrig scheint ein am boden zerstörter mensch zu bleiben, der uns
den soundtrack zu seinem leben präsentiert.
www.maximilianhecker.de
|
richard von der schulenburg - universum (2004)
ende letzten jahres brachte richard von der schulenburg (keyboarder bei der aus deutschland
stammenden band "die sterne") sein zweites soloalbum "universum"
heraus. dieses baut wie der vorgänger "das ist schön" vor allem auf
tasteninstrumenten auf - ist aber weit experimentierfreudiger und bunter.
vereinte das erste album eine leichte, mal ein wenig melancholische, mal
mainstreamtaugliche - allerdings stets schräge - mischung aus keyboard und
disco-synthi-pop aus der dose, bedient sich richard diesmal aus dem reichhaltigen
universum der stile und instrumente. richard dazu: "wie der name universum
schon sagt, geht es eben um das thema, musikalisch und textlich; daher hört man auch
"endlos" viele musikstile. es ist im grunde meine (vielleicht eine neue art)
definition von musik, die sich keiner schublade unterordnen möchte." zudem meint
richard, es ist immer schon ein wichtiger bestandteil seiner musik gewesen zu
experimentieren.
und diese lust am experimentieren bekommen wir auf universum zu hören. einen
beitrag zur vielseitigkeit leistet die begleitband, mit der das album diesmal eingespielt
wurde (wir hören diesmal auch stücke in "klassischer"
instrumentierung), mit den musikern können viel mehr möglichkeiten als bei
früheren soloauftritten mit begleitung aus der dose realisiert werden.
nach einer ruhigen instrumentalen einstiegsnummer (klavier, ein paar spacige-elektronische
fiepser) legt richard von der schulenburg mit seiner band richtig los.
boogie woogie ist ein flottes, tanzbares stück rock‘n‘roll, ein komet
wartet mit harten gitarrenriffs auf, elektrisch bietet harte elektronische beats und
vocoderstimmen, alien ist ein schneller (techno-) discofeger mit aliengequäke.
in dieser spielart geht es weiter. kaum ein stück gleicht stilistisch einem anderen:
richard peppt barocke klänge modern auf (barockplanet), liefert blechernen
metal inklusive e-gitarrensolo (mein testament), interpretiert das beatlesstück
across the universe auf deutsch und bringt einige ruhigere stücke.
die lieder werden mit allerlei geräuschen oder "nebeneffekten" untermalt
bzw. gestaltet. da rasselt es mal, mal wird eine flamencogitarre gespielt, spacige
töne klingen im hintergrund, streicher kommen zum einsatz, etc.
einziger stilistischer zusammenhalt ist das "keyboard" (bzw. das, was richard dem
ding entlocken kann), das in allen stücken die tragende rolle spielt.
bei manchen liedern zeigt richard, dass er es nach wie vor versteht, herrlich charmante,
simpel gestrickte texte zu entwerfen: "du wünscht dir ein kleines lied von mir,
und das ist dieses, das du gerade hörst...". was auf den ersten blick naiv
klingt, erweist sich als gekonnt überzogene schnulze.
interessante soundkombinationen aus der feder eines tüftlers. da sollte man bei
gelegenheit einen liveauftritt besuchen, um die originelle space-show rund um den auftritt
zu sehen. drei "musikfilme" (die videos zu universum, ein lied und
boogie woogie) ergänzen das album.
www.richard-universum.de
|
cd-tipp von zellhofer
|
19-1-2005
|
heiligenblut - one zero love (2003)
das bereits 2003 in österreich erschienene zweite album der österreichischen band heiligenblut wird dieser tage auch in der schweiz und in deutschland veröffentlicht.
zeit auch für uns in österreich, das album noch mal revue passieren zu lassen.
heiligenblut sind hierzulande keine unbekannten. seit 1996 wurden zwei studioalben
(uppavolta (1997) und one zero love (2003)) und zahlreiche
samplerbeiträge produziert. das nun wieder erschienene bzw. für den
deutschsprachigen raum aufgelegte one zero love warf in österreich bereits
einige "hits" ab. der song keep walking wurde mit überwältigendem
erfolg als vorab-single auf fm4 gebracht, es folgten frequency hopping (das auch auf
einigen samplern mit dabei ist) und holosqueeze. schließlich konnte
beats/noise in den charts des campusradio (st. pölten) einen spitzenplatz
belegen.
"here i am, and this, this is my party - and i don't want to miss, not anybody - who'd
like to dance, who'd like to dance with me". der opener frequency hopping
führt uns in die glam-rock-welt heiligenbluts. das stück ist kühl,
distanziert und zugleich fordernd: "so hey now - is anybody here - is anybody here?". fette gitarren und programmierte parts aus der dose (beat- oder groovebox)
ergänzen sich wunderbar.
prinzipiell kann man auf one zero love zwei stilistische grundrichtungen erkennen,
die sich gegenseitig ergänzen. in der einen dominieren die glam-rock-orientierten
gitarren (vergleiche mit muse oder placebo dürfen gezogen werden. immer wieder geht
auch die meinung um, heiligenblut wären die österreichischen placebo, und da ist
durchaus was wahres dran). in der anderen dominieren beats aus der "dose".
glam-rock-dominiert sind z.b. discowoby (das sehr positiv und euphorisch kommt,
wobei die beatbox nur minimal zur geltung kommt), holosqueeze (das in die gleiche
kerbe schlägt) oder everything human (das leise, langsam beginnt und sich zu
einer soundcollage verdichtet).
beats/noise bietet eine symbiose aus beiden stilen: beats aus der dose dominieren
die strophen, im refrain stoßen fette gitarren dazu. ähnlich gestrickt ist
pretty tonight, dessen strophen kühl und distanziert klingen, während der
refrain für farbe sorgt.
ohne glam-gitarren kommt keep on walking aus, das als erste radio-single für
deutschland und die schweiz auserkoren wurde. auch dieses stück wirkt unterkühlt,
ist elektronisch angehaucht, ruhig und spärlich instrumentiert. die stücke
one zero love und violet sind ähnlich gestrickt, still (aber deswegen
nicht weniger kraftvoll) und zurückhaltend, die glam-gitarre bleibt abgedreht.
gelungenes album im spiel zwischen glam-rock und programmierten beats. auf der homepage
gibt es alle texte zum nachlesen und alle stücke des "neuen" albums zum
anhören.
www.heiligenblutmusic.com
|
cd-tipp von zellhofer
|
12-1-2005
|
die fetten jahre sind vorbei (soundtrack, 2004)
streng genommen ist die doppel-cd zum film "die fetten jahre sind vorbei" gar
kein soundtrack. aus finanziellen gründen war nämlich keiner realisierbar.
deshalb erschien eine compilation, auf der die schauspielerinnen selbst stücke passend
zu ihren filmischen charakteren auswählen konnten.
im booklet wird hans weingartner zitiert: "mir war von vornherein klar, dass ein film,
der das lebensgefühl einer jungen generation widerspiegelt, einen passenden soundtrack
braucht. (...) dass unsere freunde keine freunde des kommerziellen sind, passte gut zu
unserem kleinen budget: wir wählten ausschließlich independent-stücke."
die linie ist dünn, die grenze fließend: ein paar der stücke bewegen sich
hart am rand zum mainstream: bands wie depeche mode, placebo, sophia,
franz ferdinand, nada surf, phoenix mit ihren großen hits lassen
sich heute wohl nur mittels augen zudrücken gerade noch irgendwie als independent bezeichnen.
prinzipiell teilen sich die stile der cd, weingartner zufolge, in zwei grundrichtungen:
"rebellion gehört zu rock wie rock zur rebellion. wer auf autoritäten pfeift
und sich nicht anpassen will, hört gerne rockmusik, am besten dreckig und laut. diese
leitlinie für den soundtrack war schon mal logisch."
die dreckig-laute rockschiene wird u.a. mit depeche mode (personal jesus),
one inch punch (gemini), tocotronic (ich bin viel zu lange mit euch
mitgegangen), placebo (bulletproof cupid), franz ferdinand
(darts of pleasure), slut (easy to love) etc. bedient.
"das nächste und nahe liegende element eines jungen lebens ist der weltschmerz.
tausend fragen und keine antworten." und das erklärt die vielzahl an traurigen
stücken. lucky jim (halleluja), leonard cohen (sisters of
mercy), element of crime (heimweh), tom liwa (juliane
straat), sophia (swept back), usw. geben einblick, welche musik den
auswählenden schauspielerInnen in schwierigen momenten hilft.
der rest stammt - mit ausnahmen - aus dem elektronischen genre. hier kommen vor allem
deutsche acts zum zug: simian, phantom/ghost (ein projekt des
tocotronic-sängers dirk von lowtzow und thies mynther, keyboarder bei stella und
superpunk), the notwist, turner, t.raumschmiere, phoenix,...
und auch wenn lieder über rebellion und weltschmerz nicht reichen, die
lebensgefühle einer bestimmten jungen generation musikalisch widerzuspiegeln, gibt der
soundtrack einen guten einblick in die musikalische welt bestimmter
gruppen "junger" menschen. schön ist vor allem der hohe anteil deutscher
interpretInnen, wobei auch kennerInnen das eine oder andere stück entdecken werden.
gelungene compilation, trotz des hohen anteiles an altbekanntem. eine kauf-empfehlung
ergeht vor allem an solche, die mit "alternativer" jugendkultur nichts am hut
haben und gerne mal in die welt ihrer sprösslinge reinschnuppern wollen.
ein kleines filmchen (the long day of the premiere) mit impressionen von
photoshooting, pressekonferenz, interviews, preisverleihung und abschlussparty in cannes
und eine karaokeversion von bis zum erbrechen schreien der mediengruppe
telekommander runden den soundtrack ab.
www.diefettenjahre.de
|
cd-tipp von zellhofer
|
5-1-2005
|
leonov - halleluja baby (2004)
die österreichische 4er-formation "leonov" brachte anfang oktober 2004 ihre
erste ep "halleluja baby" heraus. "can't hide myself, 'cause i sold my soul
- yeah baby, that's rock'n'roll". werfen wir da einen blick drauf...
leonov sind ehrlich: auf ihrer glamourösen homepage erteilen sie dem stetigen drang,
rock’n‘roll neu zu erfinden bzw. zu definieren, eine klare absage - diese aufgabe geben sie
an die "the the - bewegung" weiter. das erlaubt hörerinnen schon vor einem
ersten hören zwei schlussfolgerungen zu ziehen: wir werden hier weder (vermeintlich)
innovativen rock hören (und es tut gut, wenn eine band das von vornherein auch zugibt)
noch schmutzigen schweinerock präsentiert bekommen.
rock ist es aber dann doch. sich selbst bezeichnen leonov als "rau, kraftvoll und analog". das trifft den kern der sache (und es wäre wunderlich, wenn die band hier irren würde). die fünf stücke lassen sich unter dem spektrum "alternative rock" zusammenfassen.
der opener subwaver (teilweise mit verzerrter stimme) präsentiert sich als
eingängiger, auch mainstreamtauglicher, rockiger song. das nachfolgende daydream
ist ein fröhliches, positives, von pop durchzogenes lied, shadows of your love
und fake sind geradlinige rocksongs, as long kommt eine spur langsamer und
lässt sich als eine art rockballade bezeichnen.
die songs reflektieren die "turbulente emotionale umwelt" der band. ein
besonderes augenmerk legt die band mit subwaver auf das internet und dessen heavy
user, die ihr leben dem netz widmen oder mit hilfe des netzes leben, verbunden mit der
aufforderung, die vernetzte welt "auszuschalten". daydream entpuppt sich
als durchhalteparole auf dem weg zur verwirklichung von träumen ("don´t stop and
dream on!"). der rest der ep dreht sich - sofern ich es zu interpretieren vermag - um
(kaputte) liebesbeziehungen.
ein feines debüt, das die wichtigsten klassischen elemente "guter" rocksongs
bzw. rockbands vereint. sehr melodiös, frisch und sympathisch klingend, macht lust auf
mehr!
das demo ist für 5 € über die homepage beziehbar, wo die 5 songs auch zum
anhören bereitstehen.
am 11. november 2005 gastieren leonov bei new noize im shelter.
www.leonov-official.com
|
<< zurück
|
nächste
seite >> |